Montag, 5. Dezember 2011

"Urlaub" auf dem Lande

Wow... eine sehr tolle, super entspannende aber auch total interessante Woche liegt hinter mir!!

Wie schon berichtet sind Anna und ich am Sonntagabend mit dem Taxi nach San Juan del Obispo gebracht worden, um dort unsere letzte Schulwoche in der Partnerschule von Antigua zu verbringen! Es war totaler Zufall, dass wir beide zur gleichen Zeit dort eine Woche gebucht hatten!! :-)
Eigentlich hatte ich am Sonntagabend so gaaarkeine Lust fort zu gehen, da die folgende Woche die letzte Woche von Letitia und Ulli war und ich eigentlich noch so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen wollte! Aber es hieß man kann sehr schnell mit dem Bus nach Antigua kommen und Abends mit dem Taxi fuer 30Q zurück fahren, das hörte sich einigermaßen ok an.
Ich hab die Woche dann auch bei einer anderen Gastfamilie in San Jan gewohnt. Am Sonntagabend bin ich nach meiner Ankunft von meiner dortigen Gastmutter Vincenta mit einer heißen, leckeren Nudelsuppe und Brot in Empfang genommen worden, da ich in Antigua überhaupt keine Zeit mehr hatte zu Abend zu essen (vor lauter Blog schreiben) und es in San Juan im Gegensatz zu Antigua normal ist, dass man Sonntag auch zu Essen bekommt.
Danach bin ich allerdings schnurstracks in mein Zimmer, habe mich einigermaßen eingerichtet und bin sehr bald schlafen gegangen.


mein Zimmer 
(in den Schrank wollte ich nichts legen, da es dann wohl den Mottengestank angenommen hätte)


...etwas muffig und sehr leer, nicht mal ein Tisch oder Stuhl


Das Bad 
(modern aber nicht gerade sauber und die Dusche ging nur 1x, dann musste ich woanders duschen)


Montag
sah die Welt dann schon wieder ganz anders aus!
Anna hat bei meinem Lehrer Vinicio im Haus gewohnt, das nur ca. 20 Meter weit von meinem weg war... wir waren quasi Nachbarn, daher konnten wir uns jeden Morgen auf der Straße treffen um gemeinsam zur Schule zu laufen (Vinicio ist auch meistens mit gelaufen).
Am ersten Schultag war es jedoch genau wie in Antigua so geregelt, dass man von der Gastmutter zur Schule gebracht wurde.
Die Schule in San Juan ist richtig richtig schön. Ich würde fast sagen schöner als in Antigua und man friert dort v.a. nicht so, weil eigentlich den ganzen Tag die Sonne in den Hof scheint.
Außerdem steht mitten im Hof ein großer Nispero-Baum. Die Nispero ist eine sehr typische Frucht für San Juan del Obispo. So haben wir jeden Tag unser Pausenbrot vom Baum geklaut oder gleich am Morgen ein paar süße Früchtchen genascht und den Tag ganz entspannt begonnen.



Anna war richtig süchtig nach Nisperos


mhhhh!! :-)


Die Schule steht leider fast das ganze Jahr über leer, weil sehr sehr wenige Schüler "hoch" nach San Juan kommen wollen (liegt noch etwas näher am Vulkan Agua und deshalb nochmal ein paar Meter höher). Es ist halt einfach kleiner, ruhiger, aber viel ursprünglicher dort.... für manche wohl etwas zu langweilig, weil es keine Bars, Geschäfte und nur 1 bis 2 Restaurants gibt. Aber es gibt sogar 2 Internetcafés (hätte ich vorher nicht für möglich gehalten)! Für mich war's wie Urlaub auf dem Land, also wie Urlaub daheim ;-) ... perfekt um etwas zu entspannen, runter zu kommen und sich mehr auf die Sprache zu konzentrieren. 
Auch die Situation nur zu viert in der Schule zu sein war sehr entspannt und angenehm... man konnte sich viel besser konzentrieren und hat nicht dauernd andere Schüler oder Lehrer um sich herum reden hören.
Im Januar kommt jedes Jahr eine ganze Truppe Kanandier... aber das war dieses Jahr dann auch schon alles was die Schule an Besuchern hatte, hat mir meine Gastmutter erzählt.


voll gemütlich...


und vor der Tür Natur pur mit kleinem Kälblein


....und anderen Kühen


Vinicio, ich, Anna und Beatrice


Nach der Schule sind wir auch wieder zu dritt heimgelaufen und haben weiter Spanisch gesprochen... huihh!
Die Leute, die einem auf der Straße begegnet sind, haben einen totaaal herzlich gegrüßt! Man hatte das Gefühl die sind richtig froh, dass wir da sind.  

Meine Gastmutter war eine sehr sehr gute Köchin.... das Essen war fast noch besser als bei Romelia und ich bekam immer eine rießen Portion auf den Teller gepackt. Doch leider saß ich meistens alleine am Esstisch! Den Gastvater Mario hab ich nur 2, 3 mal kurz gesehen... er war die meiste Zeit auf Arbeit  und hat dann immer spät am Abend alleine gegessen. Die 2 Enkel, Melanie (8 Jahre alt) und Dijego (10 Jahre alt) sind nur manchmal aufgetaucht um blitzschnell zu essen und gleich wieder zu verschwinden und Vincenta hat sich manchmal zu mir gesetzt und ganz ganz selten auch eine Miniportion gegessen, aber immer so wenig, dass ich mir richtig gefräßig vorgekommen bin mit meiner mega Portion. Die Tochter, also die Mutter von Melanie und Dijego hab ich auch nur 1, 2 mal im Vorbeigehen gesehen... sie arbeitet ebenfalls sehr viel, da ihr Mann vor 4 Jahren gestorben ist und nun sie das Geld heimbringen muss! Sie arbeitet als Krankenschwester in Antigua und in Guatemala-City... hat also 2 Jobs!! Ein Glück, dass sie da die Omi daheim hat, die in dieser Zeit auf die Kinder aufpassen kann (auch wenn sie teilweise eine sehr strenge Omi ist). Mario, den 28 jährigen Sohn, habe ich nur am ersten Abend ganz kurz gesehen, da er unter der Woche in Guatemala-City wohnt und arbeitet. 
Das Familienleben und die Wohnsituation ist also in Antigua 1000mal besser, da kann auch meine mega Portion selbstgemachten Nudel- oder Kartoffelsalat nichts dran ändern. :-)


Vincenta in der Küche


Hof mit Hund und tausenden Spielsachen


 Melanie und Dijego auf ihrer Hängematte


Am Nachmittag hab ich mich dann mit Anna getroffen um das kleine Dörfchen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir haben ein sehr gemütliches Restaurant mit suuuper leckeren Milchshakes gefunden (sehr verhängnisvoll) :-)


Kathedrale


Parque central


tolle Aussicht auf Antigua und die Nachbarorte


schöne Tür :-)


einer der offiziellen Waschplätze, wo die Indigenafrauen noch per Hand waschen 
(sie kommen sogar mit rießen Körben aus einigen Nachbarorten)





Am Abend habe ich Tagebuch geschrieben, mini bisschen gelernt und Pläne geschmiedet für meine restliche Zeit hier! Das geht jetzt so schnell rum... bald ist Weihnachten, danach fahr ich über Silvester nach Belize und danach bin ich nur noch 3, 4 Wochen hier! Voll krass! Da muss man jetzt schonmal austüffteln was man noch alles machen will oder nicht!

Dienstag
war ein sehr spannender Schultag... Vinicio und ich haben uns die ersten 1 1/2 Stunden nur unterhalten!! Er hat mir so viele interessante Geschichten erzählt! Z.B. das Schicksal seiner Frau... ich kanns selbst nicht glauben... hier nur in Kurzfassung:
Seine Frau Olga war schwer krank, sie hatte einen großen Hirntumor und Knochenkrebs und lag sozusagen schon im Sterben, da sich die Familie eine OP oder Behandlung nicht leisten konnte. Da hat Vinicio gefleht und gebettelt und zu Gott gebetet!! Er hat weinend gemeint, dass doch jedes Kind, also auch sein kleiner Sohn, seine Mutter braucht usw.! Ich glaube sie sind dann auch noch zu einer Frau, die böse Geister vertreibt gegangen und siehe da... Olga ging es besser und bei den Untersuchungen wenig später war kein Tumor und kein Knochenkrebs mehr festzustellen... NICHTS MEHR!! Der Arzt, der diese Untersuchungen vornahm, kam extra aus den USA und hätte eine Menge Menge Geld verlangen können, da er sie von oben bis unten durchgecheckt hatte! Die Familie wäre dadurch ihr Leben lang verschuldet gewesen, doch er hat dann zu Vinicio gemeint sie müssten nichts zahlen, diese Frau habe noch eine Aufgabe und sei von Gott gerettet worden... es sei wie ein WUNDER!!! Puhh! Echt schwer zu glauben, aber ich habe Olga kennen gelernt und ihr gehts gut, sie lebt.... also muss es ja wahr sein!

An dieser Stelle etwas zum hunzmieserablen Gesundheitssystem hier!! Es gibt keine Institutionen wie Krankenkassen oder ähnliches und deshalb müssen die Menschen die rießen Summen für Behandlungen oder Operationen aus eigenger Tasche zahlen, was für die meisten nicht möglich ist!! Deshalb sterben hier auch ganz junge Familienväter (siehe meine Familie in San Juan) oder einfach Leute, denen normal geholfen werden könnte! Verdammt schlimm!

Am Nachmittag habe ich mit Anna in "unserer Taverna" Hausaufgaben gemacht (kurze Geschicht über Bibi Blocksberg) ;-) und wieder einen Smoothie getrunken 








Am Abend hatte ich mit Letitia ausgemacht, dass wir uns in Antigua treffen! Anna ist spontan auch mit... wir waren dann wieder voll viele Leute! War schön, aber um 10 sind wir dann auch mit dem Taxi wieder "hoch" gefahren, damits nicht zu spät und zu gefährlich wurde!

Mittwoch
1 MONAT HIER!! WOW!!!
Mein Frälle hatte Mittwoch Geburtstag und von wem hab ich geträumt... vom Frälle! :-) Meine Geburtstagskarte ist anscheinend sehr pünktlich angekommen, einen Tag vorher... voll super!
Puhh, es standen für Mittwoch 8 Stunden Unterricht auf dem Programm, 4 vormittags und 4 nachmittags (weil ich ja Montags einmal krank war)! Aber Gott sei dank konnte ich mit meinem Lehrer etwas verhandeln und wir sind dann am Nachmittag nach ca. 1 1/2 Stunden in ein Kulturprogramm übergegangen. Eigentlich hat er es sogar vorgeschlagen, glaube er ist sehr stolz auf seinen Ort.
Haben zusammen mit unseren Lehrern das Museum in San Juan besucht, das befindet sich im ansässigen Konvent! Dort haben wir etwas über die Geschichte San Juan del Obispos und über den 1. katholischen Bischof hier gelernt.
Danach sind wir ins Museum des ehemaligen Schriftstellers Luis de Lion. Das Museum war damals sein Wohnhaus und unsere Führerin war seine Tochter. Luis de Lion ist damals (ca. vor 20 Jahren) im Krieg abgeführt worden und seitdem vermisst... wahrscheinlich ermordet, aber seine Leiche wurde nie gefunden! Er ist weltweit bekannt und seine Novellen etc. waren welche der ersten, die von Rassismus und der Frage nach Gleichberechtigung gehandelt haben. Solche Intelektuellen waren den damaligen Millitärs ein Dorn im Auge und wurden im Bürgerkrieg zusammen mit den Indigenas "abgeschlachtet". Neben dem Museum befindet sich in dem Haus noch eine Art Kinder- und Jugendförderstätte... Die Tochter des Schriftstellers sagte so schön als Überleitung: "Unsere Väter sind die Vergangenheit, wir sind die Gegenwart und unsere Kinder sind die Zukunft. Diese muss gefördert werden!" In dieser Stätte kann jeder der eine Begabung hat "Unterricht" geben! Gerade als wir da waren, fanden Marimba-Stunden statt und die Kinder haben uns sogar ein kleines Konzert gegeben! Einer der Jungs musst dann auch noch was über das Instrument erzählen!


Tochter von Luis de Lion 


eine seiner berühmtesten Novellen





Am Abend gings weiter mit Landeskunde bei dem Film "Hija del Puma" = Tochter des Puma! Der Film handelt eben von dem Bürgerkrieg vor nicht allzu langer Zeit. Da gings ähnlich zu wie bei uns im 2. Weltkrieg, nur dass die Millitärs gegen die Gerillas und alle Indigenas waren, von denen sie geglaubt haben, dass sie die Gerillas decken oder mit ihnen unter einer Decke stecken. Die Gerillas war eine Gruppe von Leuten, die sich für die Rechte der Armen und Benachteiligten eingesetzt haben und versucht haben Gleichheit und vor allem Bildung für alle zu ermöglichen. Die Gewalt und das Ausrotten von einer bestimmten Rasse bzw. revolutionären Gedanken hat mich schon sehr an Deutschlands Vergangenheit erinnert. Den Film haben wir bei Vinicio daheim angeschaut, voll cool! Volles Programm... aber sau interessant.
Das krasse ist, dass vor ein paar Wochen bei den Wahlen das erste mal seit diesem Krieg wieder ein Millitär gewählt worden ist. Viele Leute in Guatemala wollen, dass dadurch wieder mehr Ordnung einkehrt und die immer mehr zunehmende Kriminalität und andere soziale Probleme abnehmen. Na hoffentlich geht das mal gut und dann nicht wieder in eine falsche Richtung!!

Donnerstag
durfte ich mein 1. Türchen vom Miniadventskalender aufmachen und... war voll enttäuscht!! :-( Konnte fast garnicht erkennen was das sein soll in dem Mini-Fensterchen! (Sorry Bettinchen, dass ich da so nen Schrott gekauft hab!)
Am Nachmittag hab ich dann tatsächlich mal angefangen mein Schulheft sauber zu schreiben, also nochmal neu abzuschreiben. Das Putzmädchen hat Anna und mir extra die Schule aufgeschlossen, damit wir uns in den Hof setzen können, aber ein Milchshake to go durfte natürlich nicht fehlen! ;-)


danach bei einem kleinen Spaziergang vor der Schule


Nisperoplantagen 


Abends hab ich das letzte Mal Ulli getroffen! Wir sind in Antigua einen Crêpe essen gegangen... sau geil, seit Ewigkeiten mal wieder Nutella!!! Man merkt wahrscheinlich schon langsam, dass es eine sehr kalorienreiche Woche war (hab glaub ich auch wieder die Kilos, die vorher runter waren, wieder drauf!), aber es ist ja schließlich Vorweihnachtszeit! :-)
Ulli hat mir noch ein Armbändchen und mein Maya-Zeichen (steht für meinen Geburtstag) zum Aufbügeln zum Abschied geschenkt... außerdem hat sie in mein Buch geschrieben und es dann gleich an Letitia weiter gegeben. Die Leute, die ich hier kennen gelernt habe und vermissen werde, dürfen da auch alle reinschreiben!

Freitag
haben wir wieder nur eine Stunde Unterricht gemacht und sind danach nach St. Maria de Jésus, einem bekannten Städtchen, in dem nur Indigenas leben. Dort wollte ich eigentlich schon am Vortag nachmittags hin, aber als ich das Vinicio im Unterricht erzählt hatte, wars ihm wohl zu gefährlich uns dort alleine hin zu lassen und er hat vorgeschlagen es Freitagvormittag zu machen. OK!! :-)
Ist ja nicht so, dass es uns nichts bringt... erstens lernen wir was über Land und Leute und deren Kultur und außerdem sprechen wir ja in der Zeit auch spanisch mit dem Lehrer.
St. Maria de Jésus ist ein sehr sehr armes heruntergekommenes Örtchen. Es war Markttag und Anna und ich haben sehr coole Second-Hand-Klamotten für 3Quetzales (20cent) das StÜck abgestaubt!! Ich hab mir 2 warme Pullis, 1 Jeanskleidchen und 2 Hemden gekauft (eigentlich Männerhemden aber trotzdem cool) und Anna hat  auch gut zugeschlagen. Die Teenies, die die Klamotten verkauft haben waren total glücklich über unseren Kauf und wir haben jetzt wenigstens paar mehr warme Klamotten für die kalten Abende und Nächte. Sind dann mit einem rießen Plastiksack zurück nach San Juan gefahren... sah bestimmt komsich aus!
Bei der Rückfahrt nach San Juan durften Anna und ich vorne im "Cockpit" des kleinen Busses sitzen und haben von dort aus noch besser den ganzen Müll am Straßenrand auf dem Weg zurück sehen können. Unglaublich was für Müllberge dort neben der Straße liegen. Die Leute werfen ihren Abfall einfach aus dem Busfenster oder ganze Müllsäcke auf den Weg ohne an jegliche Konsequenz zu denken. Da sieht man, dass das Bewusstsein und die Aufklärung über die Folgen einer solchen Vermschmutzung gleich Null sind und wir im Gegensatz dazu wahrscheinlich mehr Müll, aber dafür auch ein gut entwickeltes Entsorgungssystem haben und einfach schon viel weiter denken als die Bevölkerung hier. Wundern muss man sich darüber bei längerem Überlegen nicht, denn früher (eigentlich vor nicht allzu langer Zeit noch) hatten die Menschen hier noch kaum Müll der nicht im Kreislauf der Natur verrottet und wieder zu neuem Nährboden wird. Dadurch fehlt ihnen völlig das Know-How und das Bewusstsein für dieses Müllproblem.


noch ein Stück näher am Gipfel des Vulkan Agua





gammelndes Fleisch


Indigena-Frauen beim Aushandeln und Aussuchen des besten Frijoles-Tongefäßes





Beatrice hat uns erzählt, dass hier manche Familien so arm sind, dass sie auf dem Erdboden schlafen müssen und daher nicht schlafen, sondern die Nacht über stehen müssen, wenn es geregnet hat!
Romelia meinte allerdings auch, dass die Indigenas hier oben mit Absicht so abgeschottet leben und überhaupt keine Veränderungen bzw. Hilfe von außen möchten. Sie stehen zu ihrem traditionellen, ärmlichen Lebensstil und schützen sich vor zu viel Einfluss der "Moderne". Romelia wollte wohl einmal Kleidung, Stühle o.ä. spenden was von den Einwohnern St. Marias bestimmt abgelehnt wurde. Romelia war über diese Reaktion etwas verärgert.

nicht nur die Menschen sind arm hier.....


Die Nacht von Freitag auf Samstag habe ich in Antigua geschlafen, weil es Letitias letzter Abend war! Wir sind zusammen mit den 3 holländischen Mädels in das "Kids Restaurant"! Das ist ein Projekt einer holländischen Frau, die hier verheiratet ist und Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte eine Operation ermöglicht. Das hat sie vor 4 Jahren angefangen und nun hat sie das ganze erweitert und noch das Projekt "Kids Restaurant" gegründet. In dem Projekt können Kinder ab 10 Jahren Englisch lernen, sie lernen zu kochen und lernen auch gleichzeitig zum Kochen die unterschiedlichen Kulturen der Länder kennen, dessen Speise sie zubereiten. Tolle Sache. Und am Wochendende bekochen und bedienen die Kinder dann Gäste in ihrem Restaurant. Es ist Pflicht mit ihnen Englisch zu sprechen, da sie das dadurch üben sollen. 
Freitag war der letzte Abend für dieses Jahr und quasi gleichzeitig Weihnachtsfeier für die Kids. Alle waren mit Nikolausmützchen ausgestattet und hatten schicke weiße Hemden an. Nach unserem 6 (!!!) Gängemenü mit Speisen aus Holland, Guatemala, Brasilien, Indonesien, Spanien und Italien, zu denen immer ein kleiner Smoothie (immer verschieden) serviert wurde, gab es Geschenke für die Kinder... und zwar ihren Verdienst des letzten Jahres! Einige haben sich beim "Arbeiten" im Restaurant bis zu 150 Euro verdient, von dem die Hälfte in die Ausbildung und Schulausstattung der Kinder investiert wird und die andere Hälfte zur freien Verfügung bestimmt ist. Das war sehr emotional! Ist ein rießen Haufen Geld für diese Kinder!
Hier mehr Infos: http://kidsrestaurant.org/


von links nach rechts: Svenja, Hanneken, Anne und Letitia


Erdbeersmoothies


der Scheck!! :-)


Samstag
morgen hab ich trotzdem von Romelia ein Frühstück bekommen, obwohl sie nicht dafür bezahlt wurde! Anna hätte das in ihrer Familie nicht bekommen, aber sie ist Freitagnachmittag eh zum Atitlan-See abgereist!
Danach bin ich etwas bummeln gegangen... hab mir gleich mal ein Buch von Luis de Lion mit spanischen Kurzgeschichten gekauft! :-) 
Zum Mittagessen bin ich dann wieder nach San Juan (der Schulleiter Benjamin wollte das so, damit es im Nachhinein keine Beschwerden gibt)! Im Nachhinein war es das beste was hätte passieren können nochmal nach San Juan zu gehen, denn ich hatte eines meiner aller aller geilsten Erlebnisse an diesem Nachmittag.
Nach dem Essen bin ich zum Nachbarn Vinicio um mein Buch bei ihm zu holen (hatte er am Freitag in seinem Rucksack untergebracht) und ihn nochmal Tschüss zu sagen, denn es war meine letzte Schulwoche gewesen. Wir haben kurz geplaudert und ich habe ihm erzählt, dass ich jetzt im Park weiter mein Heft sauber schreiben werde. Da hat er sich wohl gedacht: das arme Maedel... am Wochenende allein und lernen im Park... das geht nicht! :-) Und ist kurz danach nachgekommen um mich wieder etwas zu unterhalten, voll lieb! Wir haben kurz bei einer Hochzeit in der Kirche neben dem Park zugeschaut und dann hat er mir irgendwann von einem Jadekünstler hier erzählt und mich kurz darauf gefragt ob ich nicht Lust hätte mir mal seine Werkstatt anzuschauen! Klaaar, hatte zwar einige Pieckser meines schlechten Gewissens ignorieren müssen, weil ich wieder nicht weiter gekommen war mit meinem Heft, aber sowas kriegt man nicht alle Tage angeboten.
Dann sind wir zum Anwesen des Künstlers und es war einfach der Wahnsinn!! So eine mystische Stimmung an diesem Ort! Der Garten des Hauses war total verwildert und überall lagen Jadesteine! Und erst der alte Mann dazu... eine richtiger Künstler eben! Er hat mir zunächst viel über Jade und die Herstellung der Schmuckstücke erzählt und dann spontan gemeint ich solle mir doch ein Stück Jade aussuchen und mich inspirieren lassen... "auf mein Herz und auf die Stimme Gottes hören und einfach los legen"!
Schluck!! Aber irgendwie gings... ich hatte auch gleich eine Idee und hab dann 4 Stunden an meinem Jadeanhänger gearbeitet! Mein Lehrer war die ganze Zeit dabei, hat einige Fotos gemacht und auch manchmal mitgeholfen. Es war eine sehr tolle Stimmung und für mich irgendwie eine Ehre so ganz allein unter der Aufsicht des Meisters einen kompletten Nachmittag mit JADE arbeiten zu dürfen! Einfach WOW!!


man muss den Anhänger erst in Form bringen


und ihn dann nacheinander mit 6 verschiedenen Schleifpapieren bei fließend Wasser polieren


das Loch wird mit Zahnarztinstrumenten vorbearbeitet und danach mit einem kleinen Bohrer (den ich bestimmt ne halbe bis dreiviertel Stunde auf und ab bewegt habe) vervollständigt


die Schlusspolitur


... und das Ergebnis!! Halb glatt, halb Natur!
...ich mag ihn! :-)


Wir haben bis abends halb sieben gearbeitet und dafür musste ich das Lichterspektakel im Parque central verpassen, das diesen Abend stattfand... aber das wars mir alle mal wert! 

Sonntag
Morgen bin ich ganz bald mit dem Bus abgereist... wow der war vlt voll! So voll das ich garnicht zahlen musste, aber auch halb erstickt bin mit meinem rießen Rucksack und meiner Tasche auf mir und noch 2 Personen neben mir auf dem Busbänkchen! :-)
Zur Begrüßung gab es eine große Weihnachtsparade in den Straßen Antiguas... sehr kitschig, da sehr nordamerikanisch! 
Hatte mich dann mit Alex zum Frühstücken verabredet (sehr gutes Buffet) und von meinen ganzen Erlebnissen der Woche erzählt.....! 





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